Sabine bekommt noch ein neues, leichteres Fahrrad, und die restliche Ausstattung wird zusammengestellt: Zelt, Matten, Schlafsäcke. Dann der Schreck kurz vor Reisebeginn: Klaus‘ Fahrrad ist am Rahmen gerissen. Da hilft nix, schnell also noch ein neuer Rahmen für Klaus. Die Urlaubskasse schrumpft, und Sabine wird von Zweifeln geplagt, ob ihre Kondition für die Tour reichen wird. Wir sind nämlich keine Leistungssportler, wir bewegen uns im Urlaub nur gerne.
Freitag, 18.07.2008
VON SOLINGEN NACH KONSTANZ
Fahrzeit: 7,5 Std. - km: einige - Ø-km/h: 100 - hm: wenige
Aufgrund des etwas feuchten Wetters fahren wir mit dem Auto nach Ohligs und lassen den Wagen auf dem P+R-Parkplatz stehen, wo ihn Toralf später abholt. Mit der Regionalbahn sind wir 45 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Kölner Hauptbahnhof - besser als umgekehrt. Im Zug geht zunächst alles drunter und drüber, da die Anhänger kurzfristig ausgetauscht wurden. Wir bekommen einen ganzen Abteilabschnitt für uns und unsere Räder - auch gut!
Bis wir uns endlich entspannt hinsetzen können, haben wir bereits Bonn passiert, ab hier geht es am schlösser- und burgenreichen Rhein entlang. Auch später lohnt sich immer wieder ein Blick aus dem Fenster auf die hübsche Landschaft.
Als wir den Bodensee (1) erreichen, ist das Wetter nur leicht bewölkt und um die 20°C. Am Bahnhof Konstanz gibt es keine Aufzüge, also heißt es Räder hinunter- und wieder hinauftragen, wobei Sabine sich blaue Flecken holt. Wir schieben uns durch die belebte Altstadt die paar hundert Meter zum Hotel Barbarossa.
Wir beziehen das Zimmer der so genannten „Königsklasse“, das wirklich sehr schön und edel eingerichtet ist. Beim anschließenden Stadtbummel entdecken wir, daß Konstanz eine schöne, alte Stadt ist, in der es an vielen Ecken schöne Häuser, moderne Kunstwerke und hübsche Plätze zu entdecken gibt.
Auf einem dieser Plätze, dem Münsterplatz, essen wir vor einem Lokal zu Abend. Hier entdecken wir, wie frech Spatzen sein können: Einer fliegt auf einen Stuhl, hüpft auf den Tisch und - schwupp, hat er sich eine Scheibe Weißbrot aus dem Körbchen geangelt. Damit fliegt er davon. Das beobachten wir mehrmals. Ob das immer der selbe ist?
Mittlerweile wird es kühler, wir drehen noch eine kleine Runde und ziehen uns dann in das Königszimmer zurück.
Samstag, 19.07.2008
VON KONSTANZ NACH EICHBERG
Fahrzeit: 6 Std. - km: 100 - Ø-km/h: 16,6 - hm: 385
Im Hotel genießen wir ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück. Die ersten Fahrversuche mit dem Gepäck lassen Zweifel daran aufkommen, ob wir damit auch längere Steigungen bewältigen könnten. Die Räder fühlen sich instabil an und sind schwer zu handhaben - am Ende des Tages haben wir uns aber daran gewöhnt.
Das Wetter ist traumhaft, fast 30°C. Leider sehen wir zunächst wenig vom Bodensee, da alle Strände durch Villengrundstücke zugebaut sind. Später jedoch fahren wir durch ein Naturschutzgebiet und können die schöne Uferlandschaft und ab und zu auch den See genießen. In Altenrhein verlassen wir das Seeufer und kommen in das Rheindelta. Hier ist alles flach und weit. Als wir später durch ein Waldstück fahren, erreichen wir eine Holzbrücke, an deren anderem Ende wir uns plötzlich in Österreich befinden. Auf einer Terrasse direkt am Grenzübergang trinken wir ein Bier, dann geht es weiter durch das Delta, bis wir den Rhein erreichen.
Lange fahren wir auf dem Rheindamm, bevor wir in Höhe Kriessern merken, daß wir die Route verloren haben. Wir müßten eigentlich in Altstätten sein, also fahren wir über Kriessern und dann ein wenig planlos auf Umwegen dorthin. Die Suche kostet uns Nerven, Kilometer und bestimmt eine Stunde Zeit. Na ja, besser aufpassen demnächst!
In Altstätten fahren wir durch die Altstadt (sehr schöne alte Häuser) und sind leider zu müde, um eine größere Besichtigung zu machen. Eine Straße tiefer machen wir noch eine Pause auf einer kleinen Kneipenterrasse, bevor wir uns auf nach Eichberg machen. Es geht zwischendurch und vor allem am Schluß ziemlich bergauf - nach der langen Fahrt fast zuviel des Guten.
Endlich haben wir es geschafft: Wir sind auf dem Heiterhof angekommen, wo wir sehr freundlich begrüßt werden und ein leckeres Abendessen bekommen. Nach dem Abendessen sehen wir uns von außen den Zoo von Eichberg an, wo es sogar Raubkatzen gibt. Unsere Suche nach einem Geldautomaten bleibt jedoch erfolglos, obwohl wir kilometerweise von Siedlung zu Siedlung bergauf, und Berg runter latschen. Wahrscheinlich werden wir spülen müssen. Die Nacht verbringen wir gemütlich im Stroh.
Sonntag, 20.07.2008
VON EICHBERG NACH WEESEN
Fahrzeit: 5 Std. - km: 87 - Ø-km/h: 17,1 - hm: 301
Nach einem leckeren Frühstück mit lauter selbstgemachten Zutaten heizen wir von Eichberg nach Oberriet immer schön bergab - und dann erstmal Geld holen. Mit 50 Euro konnten wir den Heiterhof bezahlen, aber das geht bestimmt nicht überall so. Jetzt haben wir also auch Schweizer Franken an Bord.
Bald beginnt es leicht zu nieseln, in Frümsen gießt es dann so richtig, in Grabs hört es plötzlich wieder auf und bleibt dann auch erst einmal trocken. Endlose Kilometer über den Rheindamm folgen, und nur wenige Menschen begegnen uns. Links von uns erheben sich erst Österreichs, dann Liechtensteins Berge. Nach Vaduz führt eine Fahrradbrücke und wir statten dem kleinen Land einen kurzen Besuch ab.
Den Rhein fahren wir weiter entlang bis Sargans, dort ist der Abzweig Richtung Walensee.
Blauer Himmel mit stechender Sonne begleitet uns bis Flums. Nirgends ein geöffnetes Lokal, alles wie ausgestorben. Zu Recht, denn es beginnt erneut zu regnen.
Walenstadt im Regen, deshalb wollen wir nicht auf dem dortigen Campingplatz bleiben. Außerdem ist auf dem Platz der Laden zu und es gibt keine Restauration. Also weiter! Der Regen läßt gerade wieder nach.
In Unterterzen hat Sabine nichts mehr zu trinken, aber Klaus entdeckt den Getränkeautomaten vorm geschlossenen SPAR-Laden. Die neuen Getränke und ein wenig Proviant verzehren wir direkt vor dem Laden auf einer überdachten Bank. Keine Sekunde zu früh, denn plötzlich regnet es wieder wie aus Eimern. Lange, lange.
Danach geht es weiter in Richtung Weesen, immer am Walensee (2) entlang. In Murg ist es erst halb vier, als wir ankommen. Zu früh für Camping, also weiter! Kurz vor Filzbach kommt eine fiese Steigung, danach fahren wir zweimal hintereinander durch spezielle Tunnel für Radfahrer. Lange, beleuchtete Tunnel, ganz toll! Außer uns ist hier niemand.
In Weesen fahren wir zuerst an mehreren Hotels vorbei, die uns zu teuer wirken. Fast am Ortsausgang liegt das Hotel Hirschen, was innen und außen den Charme der Siebziger versprüht. Obwohl Sonntag Ruhetag ist, bekommen wir ein Zimmer.
Wir essen in der Trattoria im Ortskern, ca. 1,5 km vom Hotel entfernt. Es regnet jetzt in Strömen, deshalb gibt es für uns dauernd neues Bier und Averna.
Als der Regen etwas nachläßt, laufen wir schnell in unser Hotel. War ein schöner Abend! Hicks!
Montag, 21.07.2008
VON WEESEN NACH WILLERZELL
Fahrzeit: 4 Std. - km: 58 - Ø-km/h: 14,2 - hm: 770
Gut ausgeruht machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg. Am SPAR-Laden füllen wir unsere Wasservorräte auf und schlagen den Weg nach Ziegelbrücke ein. Der Weg ist eben und führt an feuchten Wiesen und Feldern vorüber und manchmal auch am Kanal entlang.
In der Linthebene fahren wir an mehreren riesigen Pfadfinderlagern vorbei. Dort ist genug Platz für die 22.000 Pfadis, die sich ab heute unter dem Motto „Contura 08“ hier in einem Bundeslager versammeln, um sich in Wettkämpfen zu messen und am Lagerfeuer gemeinsam zu singen. Immer wieder kommen uns Gruppen von jungen Pfadfindern entgegen, teils zu Fuß, teils per Velo. An jedem Abzweig stehen ein bis zwei Ordner, die auf die Jugendlichen aufpassen und sie auf den richtigen Weg leiten. Auch ein Bus mit finnischen Pfadfinderinnen fährt an uns vorbei.
Kurz vor Mittag treffen wir auf den Obersee des Zürichsees (3), wo uns der Weg durch ein Naturschutzgebiet führt. Hier brüten im verschilften Ufergebiet die verschiedensten Vögel, von einem Hochsitz aus kann man vielleicht manchmal etwas beobachten. Wir haben nur einen sonnenbeschienenen See gesehen, das war aber schon sehr schön. Kurze Zeit später erreichen wir Rapperswil, eine doch etwas größere Stadt. Wir fahren hoch zur Burg, von wo aus man einen tollen Blick auf den See so wie auf Rapperswil und Pfäffikon hat.
Nachdem wir einen kleinen Mittagssnack und ein Bier eingenommen haben, fahren wir über die Fußgängerbrücke (nicht zu empfehlen) des Zürichsees hinüber nach Pfäffikon. Hier geht es zunächst eine recht stark befahrene Straße entlang, bevor wir nach links abbiegen, um uns dem ersten steilen Anstieg zu stellen. Das Motto ist: „Geschoben wird nicht!“, aber ab und zu müssen wir wenigstens mal anhalten (und da sind wir nicht die Einzigen).
Nach den ersten 200 Höhenmetern haben wir erstmal wieder nur eine leichte Steigung. Kurz nach Feusisberg geht es wieder links hoch und an Wiesen vorbei erobern wir uns die nächsten Höhenmeter.Nach einem letzten steilen Stück über einen Schotterweg können wir den Gipfel des Etzel sehen, kurz darauf geht es dann wieder rasant bergab. Über eine alte Holzbrücke erreichen wir eine Landstraße, die uns zum Sihlsee (4) führt. Nach wenigen Kilometern erreichen wir Willerzell und den Campingplatz „Grüener Aff“. Die Rezeption ist nicht leicht zu finden, aber nach der zweiten Gebäudeumrundung klappt es dann doch.
Auf einer kleinen Wiesenterrasse bauen wir unser Zelt auf und übernachten erstmals im Freien direkt am See. Vorher nehmen wir auf der Terrasse des Campingplatzrestaurants noch eine leckere Mahlzeit ein.
Dienstag, 22.07.2008
RUHETAG AM SIHLSEE
Die Nacht war mit 13°C ziemlich frisch, morgens werden wir von leisem Nieselregen geweckt. Das Frühstück nehmen wir in der Bar des Campingplatzrestaurants ein und lesen noch ein wenig, bis wir dann eine Haltestelle weiter in Richtung Willerzell gehen, um von dort aus mit dem Bus hinüber nach Einsiedeln zu fahren. In Willerzell ist es bis auf zwei Friedhofsgärtner und einem Kunden des “Dorflädeli“ wie ausgestorben. Einige Häuser sehen arg vernachlässigt aus.
Mit dem Bus geht es über die schmale Brücke über den Sihlsee. Zunächst besorgen wir uns am Einsiedelner Bahnhof die Fahrradreservierung von Morges nach Basel, die wir in Deutschland nicht bekommen konnten. Dann gehen wir ein wenig durch den Ort. Viele Gebäude sind schön restauriert, das große Kloster sieht fast aus wie neu. Der Innenraum der Klosterkirche beeindruckt uns durch seine wirklich schönen Wand- und Deckenmalereien und die goldenen Verzierungen überall. Alle sieht gut gepflegt aus, wie frisch gemacht. Leider ist hier Fotografierverbot.
Den Besuch im Panorama und Diorama verkneifen wir uns, vor allem weil das Panorama erst um 15 Uhr öffnet und jetzt ist es gerade mal Mittag vorbei. Stattdessen lassen wir uns auf der Terrasse eines Restaurants gegenüber des Klosters nieder, um die gerade hinter den Wolken hervorgekommene Sonne bei einem Getränk zu genießen.
Anschließend schlendern wir noch ein wenig durch die Nebenstraßen von Einsiedeln, die aber aussehen wie überall woanders auch. Ein Einkauf im COOP beendet unseren Aufenthalt hier und wir fahren mit dem Bus zurück nach Willerzell. Auf dem Campingplatz angekommen, legen wir uns auf die Decke, genießen die Sonne, lesen und erzählen, essen und trinken, bis es gegen 21 Uhr wieder etwas kälter wird. So sehen wir uns den Rest des Sonnenuntergangs über dem Sihlsee aus dem warmen Zelt heraus an.
Mittwoch, 23.07.2008
VON WILLERZELL NACH ZUG
Fahrzeit: 3,25 Std. - km: 58 - Ø-km/h: 17,9 - hm: 321
Die Sonne weckt uns, die Nacht war auch nicht so kühl wie gestern. Wir frühstücken auf der Decke vorm Zelt und bauen dann in aller Ruhe ab.
In Einsiedeln müssen wir nicht mehr pausieren, die Stadt kennen wir ja schon von gestern. Am Ortsausgang besichtigen wir die Sommer-Skisprunganlage, dabei sehen wir gerade noch jemanden beim Absprung. Anschließend geht es für einige Kilometer eine vielbefahrene Straße ohne besonderen Radstreifen entlang. Ein paar Baustellen machen es uns zusätzlich schwer. In Biberbrugg kommen wir wieder auf einen Radweg. Dann geht es für uns steil hoch und wird wieder sehr ländlich und ruhig. Wir fahren über einen wunderschönen Radweg durch das Hochmoor. Ab Rothenturm geht es dann nur noch bergab zum Ägerisee (5). Hier ist alles klein und verträumt.
Im Chnusperhüsli in Oberägeri gönnen wir uns zwei große Biere und zwei noch größere Eis. Die Sonne knallt erbarmungslos. Mit biermüden Beinen machen wir uns auf die Weiterfahrt durch den Lorzentobel. Vor Baar wird es sehr bewaldet und viele Spaziergänger laufen hier herum, es sieht fast aus wie in der Ohligser Heide. Die Berge sind verschwunden, nur noch hügeliges Land hier.
Nach dieser Einsamkeit erschlägt uns Zug fast mit seinen vielen Häusern und Menschen. Der Campingplatz liegt direkt zwischen der Bahnlinie und dem Zuger See (6). Nach dem Aufbau besichtigen wir die etwa zwei Kilometer vom Platz entfernte Stadt zu Fuß. Es ist eine sehr gepflegte Stadt mit vielen mittelalterlichen Häusern und einer kleinen Burg mittendrin, alles tiptop, wie eine Ansichtskarte.
Beim Bier vor einem der Lokale am See bekommen wir dann noch ein 17köpfiges Alphornorchester mit Fahnenschwenker geboten. Das alles ist so malerisch, daß es fast schon wieder kitschig erscheint.
Am Bahnhof kaufen wir uns einen Döner und machen uns auf den Heimweg. Im Sonnenuntergang können wir auf der anderen Seeseite Eiger, Mönch und Jungfrau erkennen - klasse!
Donnerstag, 24.07.2008
VON ZUG NACH HORW
Fahrzeit: 2,5 Std. - km: 42 - Ø-km/h: 16 - hm* 254
Der Zug nach Zug weckt uns recht früh. Sabine ist um diese Zeit (lange vor sieben Uhr) noch nicht ausgeschlafen. Frühstück gibt‘s keins, nach dem Abbau fahren wir direkt los. Bis Cham geht es an der Bahn, danach am Zuger See entlang. Wir biegen dann ab und fahren nach Rotkreuz, wo wir endlich Frühstück kaufen und es auf einer Wiese neben der Straße verzehren.
Es geht immer an der Reuss entlang und wird vor Emmen recht waldig, sehr angenehm bei der sengenden Sonne. Von Emmen aus geht es auf einem Fahrradhighway zwischen Bahn, Autobahn und einem Fluß entlang nach Luzern.
Luzern ist eine prächtige Stadt am Vierwaldstätter See (7). Wenn man sich hier vor einem Lokal niederlassen will, muß man sein Fahrrad auf dem Velo-Parkplatz außerhalb der Promenade abstellen. Für uns macht man - wegen des Gepäcks - eine Ausnahme. Wir genießen ein Bier im Schatten des Rathauses und die Aussicht auf die Kapellbrücke und das bunte Treiben am See.
Weiter geht es nun in Richtung Horw. Unterwegs erfreuen wir uns immer wieder am Panorama des Sees, wenn nicht gerade ein Haus von Familie Steinreich im Weg steht.
Als wir auf dem Campingplatz ankommen, ist die Rezeption noch geschlossen, wir warten in der Gluthitze eine Stunde bis 15 Uhr und werden dann mit einem sonnigen Plätzchen belohnt. Wir legen uns faul ins Strandbad direkt am See mit herrlichem Blick auf die Alpen. Klaus stürzt sich todesmutig in die 20°C kalten Fluten.
Das Abendessen nehmen wir im Campingplatzrestaurant ein und trinken dabei Bier, bis wir müde sind. Auf dem Platz sind sehr viele junge Leute, die abends vor ihren Zelten sitzen bei Kerzen- und Teelichterschein.
Freitag, 25.07.2008
VON HORW NACH LUNGERN
Fahrzeit: 2,25 Std. - km: 41 - Ø-km/h: 17,2 - hm: 406
Früh weckt uns die Sonne. Die Nacht war sehr ruhig und wir haben richtig gut geschlafen. Sabines Auge, was schon seit Tagen Probleme macht, ist inzwischen so richtig entzündet. Die Apothekerin schickt uns zur Augenärtzin von Horw, welche einen Virus diagnostiziert und ein Medikament verschreibt.
Wir holen Geld, kaufen ein und bauen dann ab. Um halb zwölf kann es dann endlich losgehen. Eine Weile betrachten wir während der Fahrt noch den Vierwaldstätter See, dann biegen wir ab und sausen den Alpnacher See (8) entlang. Hinter Alpnach geht es durch schattigen Wald, dann übers Rollfeld des örtlichen Flughafens bis nach Sarnen, wo wir etwas trinken gehen. Von Sarnen nach Giswil wird es schon etwas buckliger, es geht am Sarner See (9) entlang. Wir nähern uns immer mehr dem natürlichen Staudamm des Lungerer Sees, den es hochzuradeln gilt. Dahinter blitzen schneebedeckte Berge, die ein prächtiges Panorama versprechen. Hinter Giswil ist der Spaß dann vorbei: 200 Höhenmeter wollen auf zwei Kilometern erklommen werden. Der Weg ist neu, einsam und ohne Autos. Zwischendurch knallt uns die Sonne auf den Helm, wenn kein Baum Schatten spendet. Es ist mindestens 30°C warm. An einem Brunnen verschaffen wir uns Abkühlung.
Ein paar hundert Meter weiter haben wir die Zielhöhe erreicht, vor uns tut sich der Lungerer See (10) auf. Auch hier ist noch Badewetter, es ist warm genug für den kalten, grünen See. Aber erst gibt es ein Bier und ein Eis am Campingplatzrestaurant, denn die Rezeption öffnet erst um 16 Uhr.
Auch heute gehen wir ins Strandbad, bei 19°C Wassertemperatur holen wir uns beide die verdiente Abkühlung. Im Ort ist nichts Besonderes zum Ansehen, also gehen wir wieder ins Campingplatzrestaurant essen. Danach sitzen wir vorm Zelt, nur zwei Meter vom See entfernt und genießen den Ausblick.
Samstag, 26.07.2008
VON LUNGERN NACH ISELTWALD
Fahrzeit: 2,75 Std. - km: 40 - Ø-km/h: 13,9 - hm: 581
Beim Aufwachen nieselt es leicht, aber der Ausblick auf den glatten See gleicht das aus. Es hört auch schon bald wieder auf und das Zelt ist trocken, als wir einpacken. Nur noch Müll entsorgen und weiter zum „Dorflädeli“, wo wir uns mit Frühstück eindecken. Vor dem Laden tobt die Hauptstraße zum Brünig. Es ist sehr laut, Laster, Autos und jede Menge Motorräder. Gut, daß wir dort nicht hochmüssen.
Unser Weg geht oberhalb des Ortes am Bahnhof vorbei die Käpellistraße hoch. Hinter dem Bahnhof kreuzen wir die Schienen der Zahnradbahn. Vor der ersten Steigung steht eine Bank, die wir zum frühstücken nutzen. Wir brechen die Mahlzeit abrupt ab, als uns Schwärme von Mücken und Bremsen überfallen.
Es ist steil, aber zu schaffen. Bald wird es etwas flacher, dafür weicht jedoch der Asphalt dem Schotter. Am Käpelli geht es dann sogar etwas bergab durch Wiesen, bevor der Schotterweg wieder steil bergauf durch den Wald führt. Kurz vor den Paßhöhe werden wir auf die Straße geführt, wo wir uns ins Getümmel der Motorfahrzeuge stürzen. Zur Belohnung gibt es um kurz vor zwölf schon ein Bier im Brünig-Restaurant.
Leider führt die Route danach weiter bergauf, aber dafür müssen wir auch nicht mit dem Hauptverkehr fahren. Ab Höhfluh geht es dann 450 Höhenmeter bergab - wirklich rasant und klasse! Ab Meiringen kommt wieder nur plattes Land. Die Aare entlang fahren wir zum Brienzer See (11). Über Axalp bis zu den Giessbachfällen geht es dann noch einmal richtig steil hoch, zwei Kilometer mit 150 Höhenmetern. An den Wasserfällen müssen wir dann schieben - wegen der Touristen und steiniger Schotterwege. Wir lassen die Räder stehen und klettern matschige Waldwege hinauf und hinunter, um die Wasserfälle aus allen Perspektiven zu bestaunen und zu fotografieren.
Regen setzt ein. Es geht rauf und runter durch den Wald oberhalb des Sees. In Iseltwald biegen wir von der Route ab und müssen erfahren, daß die Hotels ausgebucht sind. Im Strandhotel bekommen wir ein Zimmer im Gästehaus, über der Wäscherei. Es ist klein und einfach, aber trocken und wir können Akkus laden und Wäsche waschen. Schließlich spannen wir quer durchs Zimmer eine Leine, um alles zu trocknen. Im Hostel finden wir dann alles, was zum Glück fehlt: Seeblick, Bier und lecker Essen.
Sonntag, 27.07.2008
VON ISELTWALD NACH OEY-DIEMTIGEN
Fahrzeit: 2,75 Std. - km: 45 - Ø-km/h: 16,4 - hm: 428
Nach einer sehr guten Nacht frühstücken wir gemütlich vom Buffet des Hotelrestaurants. Danach packen wir die Wäsche ein, teilweise konnten wir sie nicht ganz trocken fönen.
Unsere Fahrt geht erstmal 150 Höhenmeter auf zwei Kilometer bergauf, dann rauschen wir über eine wenig befahrene Straße wieder hinunter zum Seeufer. Kurz darauf erreichen wir Böningen, wo wir uns am Büdchen mit Zeitung, Ansichtskarten und Getränken versorgen.
Dann sind wir in Interlaken, dem ersten touristischen Zentrum des Berner Oberlandes. Durch ein Gewerbegebiet und am Bahnhof vorbei kommen wir ins Zentrum der Stadt, wo wir vor einem Café einen Kaffee trinken. Danach sehen wir uns den alten Kern von Interlaken an, der wirklich sehr bunt und nett ist, und sind auch schon wieder unterwegs.
Am Thuner See (12) ändert sich die Landschaft, die Berge werden weiter und hügeliger, der See ist groß. Überall am Ufer gibt es Picknick- oder Badestellen. Ab und zu fahren wir durch kleinere Ortschaften. Schließlich kommen wir nach einem Anstieg an den oberen Rand von Spiez. Hier gibt es eine hübsche Hafenbucht, viele Touristen und ein Schloß. Wir rollen hinunter und gönnen uns eine Portion Pommes und Getränke.
Danach müssen wir leider wieder hoch, um auf die Route zu gelangen. Schnell wird es wieder einsam. Über Wimmis geht es an der Bahnlinie vorbei nach Oey-Diemtigen. Ein schönes Tal, steile Felsen auf der einen Seite, grüne Hügel mit Bauerhöfen auf der anderen. Wir finden tatsächlich einen winzigen Campingplatz, der aber superneue Duschen hat und ein Restaurant. Es scheint sogar trocken zu bleiben.
Das Essen im Restaurant „Rössli“ ist vorzüglich.
Montag, 28.07.2008
VON OEY-DIEMTIGEN NACH SCHÖNRIED
Fahrzeit: 3,25 Std. - km: 41 - Ø-km/h: 12,9 - hm: 888
Erneut weckt uns die Sonne und blau ist der Himmel. Das Frühstück im Restaurant „Rössli“ ist so gut wie das Abendessen am Vortag - vortrefflich. Zunächst kaufen wir bei VOLG ein und dann geht‘s auf Route 9 weiter. Das Tal ist malerisch bis kitschig schön. Wie auf einer Ansichtskarte schmiegen sich reich verzierte Bauernhäuser an grüne Hügel. Leider müssen auch wir diese Berge rauf, runter, rauf, runter. Es ist schön, aber manchmal anstrengend.
In Oberwil finden wir eine Bank, auf der wir unser morgens gekauftes 2. Frühstück verzehren, dann geht‘s weiter. In Zweisimmen steigen wir erstmal ab, es gibt Bier im Hotel Post am Bahnhof. Wir beratschlagen uns, bis wohin wir fahren. Am Weg liegt kein Campingplatz mehr, also werden wir ein Zimmer nehmen. Wir entscheiden uns, bis hinter Saanenmöser zu fahren. Die Kellnerin ist langsam, deshalb sind wir zum Glück noch nicht losgefahren, als es zu regnen beginnt. Wir warten das Ende des Schauers ab, besorgen im örtlichen Sportgeschäft noch ein Kissen für Sabine (das alte ist kaputt) und fahren aus Zweisimmen hinaus.
Oh weh, direkt der erste Anstieg ist steil. Es werden 320 Höhenmeter angekündigt auf sechs Kilometer. Na denn! Nachdem wir uns eine lange Straße hochgequält haben - es ist immer noch sehr warm -, geht es wieder durch Felder und Wiesen, hier und da queren wir auch die Eisenbahn. Die Landschaft des Simmentals ist wirklich unbeschreiblich schön. Als wir nur noch drei Kilometer vor Saanenmöser sind, beginnt es, wie der Teufel zu regnen. Wir können uns an einem Tannenwald unterstellen. Nach fast einer halben Stunde läßt es so weit nach, daß wir mit Regenjacken weiterfahren können. Die letzten 80 Höhenmeter müssen wir uns ganz besonders anstrengen, da es bei nasser Straße bis zu 20 % Steigung gibt.
In Saanenmöser wollen wir uns nichts ansehen (Angst vor neuem Regen?). Das Höhenschild sagt: 1.270 m, höher waren wir bis jetzt noch nicht. Außer einem Golfplatz, einem Bahnhof und einigen Hotels scheint es hier nichts Interessantes zu geben. Wir fahren noch ein paar Kilometer auf der Straße bergab bis nach Schönried. Das Hotel Kernen liegt direkt am Bahnhof und die Räder können wir im Skiraum unterstellen. Unser Zimmer ist mit 190 sfr das günstigste, was das Hotel zu bieten hat, aber o.k.
Nach einer kurzen Ortsbesichtigung essen wir im Restaurant „Kaffeemühle“ zu Abend. In diesem gutbürgerlichen Lokal, in dem auch die Einheimischen verkehren, fühlen wir uns gut bewirtet und das Essen schmeckt sehr lecker. Der Regen hat inzwischen ganz aufgehört und der Himmel ist blau. Das läßt für morgen wieder einen heißen Tag erwarten.
Dienstag, 29.07.2008
VON SCHÖNRIED NACH EPAGNY
Fahrzeit: 3 Std. - km: 50 - Ø-km/h: 16,2 - hm: 387
Trotz des luxuriösen Bettes kann Sabine morgens nicht aufstehen. Der Vortag war wohl doch etwas zuviel des Guten für die armen Knochen. Die Stimmung könnte besser sein, aber bei einem tollen Frühstücksbuffet mit frischem Brot und leckeren Croissants ist alles schnell wieder o.k.
Bis Gstaad geht es rasant bergab und der Himmel ist nur leicht bewölkt. Gstaad besichtigen wir mit dem Fahrrad durch die Fußgängerzone. Hübsch, chic und teuer! Kurz hinter Saanen überqueren wir die Sprachgrenze, ab Rougemont wird französisch gesprochen. Die wenigen Kräfte, die aus Sabines müden Knochen noch zu entlocken waren, sind jetzt alle. Es geht nur noch langsam vorwärts und tut auch noch weh. Nach einigem Wehklagen und einer Schmerztablette geht es ihr besser und da es meistens bergab geht, wird es erträglicher.
Wir fahren durch eine Schlucht, das Tal wird immer enger, um dann wieder weiter zu werden. Die Sonne scheint unvermindert auf uns herab, lediglich einzelne Regentröpfchen fallen - nicht genug, um uns zu schrecken. Die Landschaft sieht hier so schmuck aus, als wäre sie für eine Modelleisenbahn entworfen worden. Und so wird die Bahn auch hier durch geführt, in schwunghaften Kurven in wechselnden Höhen, durch Tunnel und über schöne Brückenkonstruktionen.
Nachdem wir ein Stück Straße hinuntergesaust sind, biegen wir rechts ab, hoch nach Lessoc. Steiler Anstieg, aber hübscher, kleiner Ort mit schönem, sehr alten Brunnen. Zur nächsten Sehenswürdigkeit, der Kapelle du Roc von 1684 geht es die fast autofreie Straße runter und dann wieder hinauf. Danach können wir in der Ferne schon Gruyère sehen, wie es auf dem entfernten Hügel thront.
Vorab müssen wir eben diesen Hügel erst umfahren, denn der auserwählte Campingplatz liegt unterhalb in Epagny. Ein wenig erschreckt uns die Entfernung zwischen Camping und der Stadt Gruyère, denn schließlich wollen wir noch zu Fuß die Stadt besichtigen. Auf der riesigen Zeltwiese des Campingplatzes sind wir außer einer englischen Jugendgruppe die einzigen Gäste. In den Sanitäranlagen wird jeder Tropfen Warmwasser in sfr aufgewogen und Sabine hat außerdem noch Streit mit dem Warmwasserautomaten. Kurz bevor sie aufgeben will, kommt dann doch noch die ersehnte Dusche.
Bevor alle Läden schließen, gehen wir zu Fuß hoch nach Gruyère. Es ist - bei der noch herrschenden Hitze - ein beschwerlicher Weg, aber nach einer guten halben Stunde sind wir oben. Gruyère ist sehr alt und hübsch klein, zum Glück liegt es auf dem Berg, so kann es sich nicht mehr sonderlich ausbreiten. Die Altstadt besteht zum überwiegenden Teil aus Restaurants, Andenken- und Käsegeschäften. Das Schloß können wir nur noch von außen besichtigen, letzter Einlaß war um 17 Uhr 30. Schade!
Als wir anschließend ein Eis essen gehen wollen, ist die Bedienung so schleppend, daß wir uns anders entschließen und im Hotel de Ville zu Abend essen. Wir entscheiden uns für landschaftstypische Spezialitäten, die alle mit Käse zu tun haben. Gut satt machen wir uns wieder an den Abstieg und Rückweg zum Campingplatz. Mittlerweile ist unsere einsame Wiese etwas voller geworden. Im Restaurant nehmen wir noch einen Nachttrunk.
Nachts überfällt uns ein Gewitter, es hagelt sogar ein wenig.
Mittwoch, 30.07.2008
VON EPAGNY NACH MONTREUX
Fahrzeit: 3 Std. - km: 49 - Ø-km/h: 15,8 - hm: 388
Wieder weckt uns die Sonne, das Gewitter hat sich lange verzogen. Wir frühstücken im Campingplatzrestaurant, die Marmelade bringen wir selbst mit. Mit dem Abbau und Einpacken lassen wir uns Zeit, da die Zeltwände noch nicht getrocknet sind.
Über eine laute und verkehrsreiche Straße fahren wir zunächst nach Bulle, um wieder auf unsere Route zu kommen. Die Stadt gefällt uns nicht besonders und wegen einer Baustelle verfahren wir uns zunächst. Natürlich finden wir die Route schnell wieder und sind schon bald in einer sehr ländlichen Gegend, die Felder werden mehr und die Berge weniger. Selten fahren wir mal durch ein Dorf, meist geht es an Wiesen entlang. Alles, was uns begegnet oder überholt, sind Trecker mit angehängten Heuwendern. Zwischendurch gibt es auch immer mal wieder Steigungen; so flach wie wir dachten, ist es nicht.
In Châtel-St.-Denis machen wir Pause. Es ist sonnig und sehr heiß, und das Städtchen mit seinen blumengeschmückten Häusern hat ein mediterranes Flair. Schade, daß die Hauptverkehrsstraße mittendurch führt.
Der letzte Hügel zieht sich ziemlich in die Länge, aber endlich können wir zwischen Bauernhäusern und Bäumen den ersten Blick auf den Genfer See (13) erhaschen.
Dann geht es bergab und das nicht zu knapp. Einen Endspurt nach Vevey mit 400 Metern Höhenunterschied legen wir in Bestzeit hin. Trotz zweier Versuche bekommen wir dann hier jedoch kein Zimmer. Der auf dem Weg nach Montreux liegende Campingplatz „Maladaise“ ist uns zu öffentlich und so verschieben wir die Zimmersuche auf Montreux. Dort setzen wir uns zuerst einmal vor das Hotel Eden und feiern bei Bier und Wasser das glorreiche Ende unserer Route.
Das auserkorene Hotel aus dem Übernachtungsbuch erweist sich als Baugrube und fällt somit flach. Im in der Nähe liegenden Hotel „Bon Port“ bekommen wir ein Zimmer für uns und einen Tiefgaragenplatz für unsere Räder. Der Angestellte am Empfang ist sehr nett.
Als Abendessen gönnen wir uns einen leckeren und scharfen, aber matschigen Döner. Währenddessen beginnt es leicht zu nieseln. Als dann das obligatorische Abendgewitter beginnt, sitzen wir bereits bei einem leckeren Eis in der „Bar Bleu“ direkt an der Schiffsanlegestelle und sehen von hier aus die Passanten vor Regen und Windböen flüchten.
Als wir später den Heimweg zum Hotel antreten, hat der Regen sich bereits fast ganz verzogen.
Donnerstag, 31.07.2008
VON MONTREUX NACH PENTHALAZ
Fahrzeit: 3,5 Std. - km: 54 - Ø-km/h: 15,6 - hm: 426
Wir wachen vergleichsweise spät auf (fast 9 Uhr) und räubern erstmal am Buffet. In der Tiefgarage ist die Scheibe der Hintertüre eingeschlagen worden, aber unseren Rädern ist nichts passiert. Wir machen uns auf und fahren die sonnige Strandpromenade entlang hinaus aus Montreux.
Bis hinter Vevey radeln wir gemütlich am Wasser die Strandpromenade entlang, danach müssen wir bis Lausanne auf die Hauptstraße. Laut und gefährlich, aber glatter Asphalt. In Vevey treffen wir auf der Suche nach einer Eisbude tatsächlich die holländischen Zeltnachbarn aus Gruyère, die auch mit Fahrrädern unterwegs sind. In Lausanne bekommen wir dann endlich ein Eis und Klaus findet die bislang einzige schmutzige Toilette in der Schweiz.
Wir folgen noch eine Weile der Route Nummer 1, dann kommt kurz vor Morges der Abzweig auf die Mittellandroute, Nummer 5.
Es geht bergauf durch eine Wohnsiedlung und dann wieder auf eine Straße. In einem versteckt gelegenen, schattigen Biergarten trinken wir etwas, das ist auch bitter nötig bei der herrschenden Hitze. Die Strecke ist doch um einiges hügeliger, als man sich die Mittellandroute gemeinhin vorstellt. Eine Zeitlang geht ein schlecht geschotterter Weg durch einen Wald. Wir denken „Schlimmer kann es heute nicht kommen“, aber auf einmal zieht sich die inzwischen kleine, baumlose Straße immer höher den Hang hinauf. Die Sonne beginnt uns auszutrocknen. Endlich oben angekommen, geht es über eine Landstraße wieder in voller Fahrt bergab. Wir erreichen Penthalaz, Sabine sieht von der Straße aus einen Campingplatz, den wir dann auch zügig ansteuern.
Wir bekommen einen Platz auf der großen Zeltwiese an der Bahnlinie. Danach besuchen wir erstmal das sehr einladend aussehende Schwimmbad, welches sich direkt an den Campingplatz anschließt. Wir scheinen hier die einzigen Erwachsenen zu sein, aber wir haben es jetzt richtig nötig. Das Wasser kühlt uns wieder auf eine erträgliche Betriebstemperatur. Danach erklimmen wir zu Fuß die steile Straße zur „Stadt“ und kaufen ein, morgen ist der Nationalfeiertag und die meisten Läden werden geschlossen sein. Auf dem Rückweg holen wir uns noch Pizza zum Mitnehmen, die wir auf der Decke vorm Zelt in der Sonne genießen.
Danach gibt es noch ein Bier in der Hoffnung, daß der Zugverkehr in der Nacht wenigstens eingeschränkt wird. Zu unserer Überraschung wird hier schon heute das Feiertagsfeuerwerk veranstaltet. In dem recht kleinen Dorf wundert uns die Größe des Feuerwerks, aber wir finden die Darbietung einfach toll.
Freitag, 01.08.2008
VON PENTHALAZ NACH LE LANDERON
Fahrzeit: 5,25 Std. - km: 97 - Ø-km/h: 18,2 - hm: 428
Als wir aufwachen, ist es gerade mal halb sieben. Der Himmel sieht aus, als ob in Kürze Regen fallen wollte. Wir gehen schnell duschen, in der Hoffnung, den Abbau noch trocken über die Bühne zu bringen. Als wir wieder zum Zelt zurückkehren, hat es bereits zu regnen begonnen. Egal, legen wir uns eben wieder hin.
Wir frühstücken also später und bauen ab, so daß wir erst gegen 11 Uhr losfahren. Es geht fast nur über Straßen, auch einige Anhöhen hinauf. Zum Glück ist heute Feiertag und es herrscht wenig Verkehr. Es begegnen uns aber hier mehr Fahrradwanderer als vorher auf der Route 9. Die Landschaft wird flacher, weit hinter uns sehen wir die Alpen und weit vor uns den Jura. Wir fahren sehr lange „kreuz und quer“ durch Felder, bis wir dann in Yverdon eintreffen. Auf dem Pestalozzi-Platz trinken wir etwas und lassen die Umgebung auf uns wirken. Nette Stadt mit gepflegten Altbauten, aber wir würden trotzdem gerne noch weiterfahren.
Sabine erkundigt sich am Bahnhof, wann unser Zug am Sonntag in Neuchâtel sein wird, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Die Idee keimt auf, heute in einem Rutsch den Neuenburger See (14) entlang nach Le Landeron durchzufahren und dafür morgen einen Ruhetag einzulegen. Da wir uns noch fit fühlen, machen wir das auch. Die Temperaturen sind im Vergleich zu den vergangen Tagen gesunken, es sind im Moment nur noch 23°C, optimal zum Radfahren. Zwischendurch beginnt es immer mal wieder zu tröpfeln, aber richtig regnet es nicht. Während der Fahrt beginnt der Hunger an uns zu nagen, aber wir wollen uns nicht mehr irgendwo aufhalten, weil wir sonst den Campingplatz erst um acht erreichen und dann möglicherweise die Rezeption des Campingplatzes geschlossen ist. Die Strecke ist nämlich länger, als wir dachten, ohne Plan konnten wir das nur schätzen.
Auf einmal erkennen wir die Landschaft wieder: der Hügel rechts, der Berg links, wir können uns noch sehr gut vom letzten Jahr her daran erinnern. Gleich treten wir schneller in die Pedale, trotzdem brauchen wir noch eine Stunde bis Le Landeron am Bieler See (15).
Den Campingplatz erkennen wir zunächst gar nicht wieder. Letztes Jahr waren wir mit einigen wenigen Dauercampern fast alleine auf dem Platz, diesmal scheint der Platz überzuquellen. Einen Platz für zwei Nächte bekommen wir nur auf der Zeltwiese.
Aufbauen, auspacken, duschen geht in Windeseile, dann laufen wir in den alten Ortskern, wo wir im Hotel de Nemours ein leckeres salatlastiges Abendessen und einen noch leckereren Nachtisch verspeisen, Sabines mit gaanz vielen Himbeeren.
Als wir zum Zelt zurückkommen, ist es bereits dunkel und überall rund um den See werden private und professionelle Feuerwerke zum Nationalfeiertag gezündet. Sehr beeindruckend!
Samstag, 02.08.2008
RUHETAG IN LE LANDERON
(Ausflug nach Neuchâtel: km: 36 - hm: 122)
Heute weckt uns Möwengeschrei. Sabine hört das nicht, sie schläft aus. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber die Sonne setzt sich nach und nach durch. Wir frühstücken im Campingplatzrestaurant. Das Mahl ist dürftig, aber das Brot sehr lecker.
Gerade als wir nach Neuchâtel losfahren wollen, sehen wir den Platten an Klaus Vorderrad. Kein Problem für den Profi, der Schlauch ist schnell erneuert, flicken lohnt sich nicht. Wir benutzen den Weg über die Straße, der ist kürzer und schneller und es ist der Test für morgen früh. Obwohl Samstag ist, fahren ordentlich viele Autos herum. In Neuchâtel inspizieren wir zunächst den Bahnhof, der etwa fünfzig Meter über der Stadt liegt (könnte man mit der Standseilbahn hochfahren, tun wir aber nicht). Die Gleisunterführung kann man von der gegenüberliegenden Seite über eine Rampe erreichen, die einzelnen Bahnsteige auch.
In den örtlichen Läden kaufen wir noch etwas ein, bevor wir uns in einer ruhigen Altstadtstraße ein Bier gönnen. Eine kleine Pommes und ein Eis am See runden unseren Exkurs an den Neuenburger See ab. Auf der Rückfahrt fahren wir dann über Fahrradwege direkt am See und anschließend am Kanal entlang. Diese Strecke ist natürlich viel schöner und bis auf ganz kurze Stücke autofrei.
Den Rest des Nachmittags faulenzen wir in der Sonne und gehen abends ins Campingplatzrestaurant essen.
Sonntag, 03.08.2008
VON LE LANDERON NACH SOLINGEN
Fahrzeit 1: 0,75 Std. - km: 15 - Ø-km/h: 18,9 - hm: 80 (LE LANDERON - NEUCHATEL)
Fahrzeit 2: 7,0 Std. - km. 600 - Ø-km/h: 100 - hm: einige (Zugfahrt)
Fahrzeit 3: 0,5 Std. - km: 8 - Ø-km/h: 16,8 - hm: 140 (SOLINGEN HBF - ZUHAUSE)
Wir sind schon vor dem Wecker wach, es ist viertel vor sieben. Waschen, zusammenpacken, Zelt abbauen dauert eine gute Stunde, dann kaufen wir uns noch etwas fürs Frühstück. Um Viertel vor neun starten wir nach Neuchatel, die Sonne scheint. Es tut uns weh, daß wir diese schöne Landschaft heute verlassen müssen, aber jeder Urlaub hat eben sein Ende.
Am Bahnhof haben wir noch Zeit für einen Kaffee, dann fahren wir zu unserem Bahnsteig. Das Verladen geht problemlos, da der Fahrradraum noch leer ist. An uns zieht der Neuenburger, dann der Bieler See vorbei, danach fährt der Zug durch eine tiefe Schlucht Richtung Delemont. Wir verlassen das französischsprachige Gebiet wieder, bevor wir Basel erreichen. Den Bahnsteigwechsel nehmen wir per Rolltreppe vor, im Zug selbst sind die reservierten Plätze für die Fahrräder und für uns tatsächlich noch frei, obwohl der Zug sehr gut besetzt ist. Auf dem Weg nach Köln wird es teilweise so voll, daß einige Passagiere stehen oder in den Gängen auf dem Boden sitzen müssen.
Mit zehn Minuten Verspätung kommen wir erst um Viertel nach fünf auf dem Kölner Hauptbahnhof an. Wir haben drei Minuten, um mitsamt Gepäck und Rädern auszusteigen, von Gleis 5 auf Gleis 2 zu wechseln und dort wieder einzusteigen. Wir schaffen es knapp, obwohl auch die Bahnsteige überfüllt sind und wir uns den Weg wirklich bahnen müssen.
Der Regionalexpreß bringt uns die drei Stationen bis zum Solinger Hauptbahnhof in Ohligs. Dort essen wir noch ein Häppchen, bevor wir die knapp acht Kilometer hoch nach Hause radeln.
Unsere Erwartungen wurden übertroffen, zumal auch das Wetter sehr gut mitgespielt hat. Konditionell anspruchsvoll (vor allem für Sabine), aber trotzdem gut zu schaffen. Wir hatten den Eindruck, daß die Route angenehmer zu fahren ist, wenn man vom Bodensee zum Genfer See fährt. Einerseits hat man dann an den ersten Tagen die Gelegenheit, sich bei flacher Strecke auf das Fahren mit Gepäck einzustellen, andererseits fällt es (uns) immer leichter, gen Süden zu fahren. Die Landschaft ist jedenfalls atemberaubend schön und kaum zu beschreiben. Die Beschilderung der Route ist erstklassig, und die Fahrradwege sind oft besser asphaltiert als die Kö in Düsseldorf. Für unseren Geschmack könnte es etwas mehr Campingplätze geben.
Das war bestimmt nicht die letzte Fahrradtour durch die Schweiz.
Gesamtstrecke: 777 km - Höhenmeter: ca. 6.000
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