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Freitag, 23.7.2010 VON SOLINGEN NACH LINDAU Fahrzeit 1: 0,5 Std. - km: 8 - hm: 0 (Zuhause - Solingen Hbf) Es geht los. Halb acht am Morgen, etwas mehr als 20°C und trocken. Wir nehmen in Ohligs die Regionalbahn um 8:04 nach Köln, um 9:18 startet die Reise im IC119. Die Fahrräder im letzten Wagen, wir im ersten Wagen des Zuges. Das bedeutet, daß wir beim Ein- und Aussteigen mit unseren Packtaschen jeweils durch den kompletten Zug müssen, kein wirklicher Spaß! Eine sehr ruhige Reise im Abteil der ersten Klasse zusammen mit einer Dame aus Dornbirn und zeitweise einem älteren Pärchen aus Göppingen. Ab Biberach beginnt es zu regnen, in Lindau schließlich kommt dann alles herunter, was der Himmel zu bieten hat. Im strömenden Regen fahren wir vom Bahnhof los und finden, wie immer, den Weg nicht sofort. Nach einigen Irrungen erreichen wir schließlich das „Bräuhotel Steig“. Die Umgebung kennen wir nun und aus den Schuhen läuft das Regenwasser. Wir trocknen uns und gehen im hauseigenen Restaurant lecker essen, danach folgt ein ruhiger Lese-/Fernsehabend auf dem Zimmer. Mit dem Ipod können wir hier sogar das kostenlose WLAN des Hotels nutzen. Leider vergessen wir den Sonnentanz für gutes Wetter am nächsten Tag!
VON LINDAU NACH ALBERSCHWENDE Fahrzeit: 2,75 Std. - km: 38 - hm: 449 Gut ausgeschlafen gehen wir frühstücken. Durchs Fenster beobachten wir, wie der Regen immer noch prasselt. Aber gegen Mittag soll es besser werden, die Hoffnung stirbt zuletzt. Gegen 10 Uhr besuchen wir die Lindau-Insel. Während unserer kleinen Stadtrundfahrt regnet es in Strömen, deshalb können wir dem schönen Altstadtkern leider nicht die Aufmerksamkeit widmen, die er verdient hätte. Vielleicht ein anderes Mal. Wir rollen weiter in Richtung Bregenz. In Deutschland radeln wir über eine wenig befahrene Nebenstraße und nachdem wir in Hörbranz die Grenze überquert haben, geht es zunächst an der Hauptstraße entlang. Später quert der Radweg die Bahngleise nach rechts und von nun an fahren wir direkt auf dem Seeuferradweg. Es ist recht windig und die Brandung des Bodensees klatscht teilweise über die Begrenzungsmauern auf den Weg. Hinter Bregenz zweigen wir landeinwärts ab, kaufen noch Getränke und treffen auf die Ach kurz vor Kennelbach. Wir begleiten den durch die starken Regenfälle reißend gewordenen Strom und queren ihn dann über die Brücke nach Wolfurt. Da hier keinerlei Restauration für eine Pause vorhanden ist, machen wir uns an den Aufstieg über die Straße nach Buch. Die sechs Kilometer dürften wir in einer halben Stunde geschafft haben. Trotz des Regens ist es eine schöne, wenig befahrene Straße durch den Wald. Nach knapp der Hälfte des Weges kommen uns auf der Straße Schlamm, kleine Äste und Kiesel entgegengeflossen. Wir sehen uns das eine Weile an und beschließen, lieber wieder umzukehren. Als wir einen kleinen Tunnel erreichen, steht hier ein Traktor, dessen Fahrer uns vorwarnt. Gerade hat er die Feuerwehr informiert, denn hinter dem Tunnel kommt eine Mure den Berg herunter. Wir stellen die Räder ab und gehen in den Tunnel hinein, die Feuerwehr ist mittlerweile auch angekommen. Die Mure hat die Straße am unteren Tunnelausgang bereits so versperrt, daß das Wasser nicht mehr abfließen kann und schon einen halben Meter tief ist. Die Feuerwehrleute durchqueren zunächst den Tunnel und inspizieren die Straße weiter oberhalb, dort sind anscheinend weitere Muren abgegangen. Bevor der Bagger beginnt, an „unserer“ Mure zu arbeiten, helfen uns die Feuerwehrleute, die Fahrräder durch das Wasser und über die Schlammlawine zu tragen, das Gepäck tragen wir selbst hinüber. Ein Reporter filmt und fotografiert den Einsatz sogar. Wir strampeln immer weiter und versuchen, dem Regen zu entkommen, haben aber keine Chance. Unterwegs sehen wir Menschen, die mit Eimern ihre Keller leerschöpfen, denn die Feuerwehr ist mit der Sicherung der Straßen voll ausgelastet. LKW-Ladungen mit Sandsäcken werden von hier nach dort transportiert, um der Fluten Herr zu werden. Endlich gelangen wir nach Alberschwende, hier gibt es ein paar Hotels. Zwei sind geschlossen, eins ist voll belegt, nur im „Löwen“ soll noch etwas frei sein. Leider ist erst ab 16 Uhr jemand da, also haben wir noch eine Stunde Zeit. Die verbringen wir im „Tante Emma“ bei Eis und Schokolade mit Rum. Im Hotel müssen wir erst einmal eine Grundreinigung unserer Klamotten durchführen, in die Taschen ist auch an einigen Stellen etwas Feuchtigkeit eingedrungen. Nachdem wir unsere nasse Kleidung überall im Zimmer aufgehängt haben, gehen wir im Hotelrestaurant essen. Inzwischen sind die Nachrichten vom Erdrutsch schon verbreitet und das Hotelpersonal ist ganz begeistert, die von der Feuerwehr bei Buch geretteten Touristen persönlich kennenzulernen. Wir waren mit Foto im Internet auf der regionalen Nachrichtenseite und in der Tageszeitung!! Das Video (früher auf der vol.at-Internetseite) zeigt uns in einer tragenden Rolle.
Sonntag, 25.7.2010 VON ALBERSCHWENDE NACH AU Fahrzeit: 2,5 Std. - km: 42 - hm: 451 Am Morgen regnet es noch immer. Alles ist grau in grau, wir lassen uns also Zeit, fönen die Klamotten trocken, frühstücken und packen. Der Vortag hat Opfer gefordert: der kleine Fotoapparat und der GPS-Tracker sind in der Regennässe der Jackentasche ertrunken. Als wir die Räder aus der Hotelgarage holen, regnet es schon nicht mehr. Der Weg ab Alberschwende beginnt mit einer rasanten Abfahrt nach Egg. Dort suchen wir eine Weile den Radweg, der von nun an durchs Tal führt und müssen/dürfen schon die Jacken ausziehen, weil die Sonne jetzt scheint. Der Radweg ist eine ehemalige, asphaltierte Bahntrasse durch eine schöne hügelige Landschaft bis Bezau - ab dort fahren wir meist über Nebenstraßen parallel zur Hauptstraße, weil wir die Radroute mehrfach verlieren. Die Beschilderung ist einfach nicht für uns gemacht. Da es immer an der Bregenzerach durchs Tal führt, kann man sich eigentlich auch nicht verirren. Das Tal ist überall schön, so wie inzwischen das Wetter. In Au finden wir einen hübschen kleinen Campingplatz direkt gegenüber einem Restaurant und einem SPAR-Laden. Wir machen noch einen Rundgang durch das verstreute Örtchen und lassen uns dann auf ein Bier nieder. Das Abendessen ist vortrefflich, die Nacht ruhig und kühl, etwas Nieselregen hören wir nachts auch noch aufs Zelt tröpfeln.
Montag, 26.7.2010 VON AU NACH BÜRS Fahrzeit: 3,5 Std. - km: 50 - hm: 941 Nachts hat es leichten Nieselregen gegeben, aber im warmen Schlafsack hat uns das nicht besonders interessiert. Nach einem Versorgungseinkauf im SPAR-Laden finden wir uns wieder im „Schiff“ ein, diesmal zum Frühstücksbuffet. Beim Bezahlen der Übernachtungsgebühr sind wir angenehm überrascht: Für nur 15 Euro haben wir einen Campingplatz genossen, der sanitär wirklich super ausgestattet ist und dabei direkt am Fluß und verkehrsgünstig liegt. Wir starten bei aufklarendem Himmel und hinter dem Ortsausgang von Au geht es steil und kilometerweit über eine mäßig befahrene Autostraße bergauf. Zwischendurch legen wir eine halbstündige Zwangspause ein, weil Klaus‘ Gepäckbefestigung repariert werden muß. Als wir etwa drei Kilometer vor Damüls sind, beginnt es wieder zu nieseln. Aber im Regenjacken überziehen sind wir ja inzwischen schon geübt. Vor Damüls wird die Straße verbreitert, eine mehrere hundert Meter lange Baustelle zwingt uns, da einspurig, mit den Autos mitzuhalten. Puh! Damüls lassen wir rechts liegen und fahren bergauf durch die fast eineinhalb Kilometer lange „Hahnenköpfle-Galerie“ nach Faschina. Innerhalb der Galerie ist jedes Auto etwa so laut wie ein Düsenflugzeug. Der Fußweg ist breit genug, so daß wir nicht über die Straße müssen. Als wir die Paßhöhe erreichen, hat auch der Regen aufgehört. Wir nehmen nach dem obligatorischen Foto einen kleinen Imbiß im „Lari Fari“ zu uns. Draußen ist es hier oben noch 10°C warm/kalt, Sabine überlegt, ob sie Strümpfe anziehen soll... Und hui, beginnt unsere Abfahrt, über 900 Höhenmeter erwarten uns. Es geht zunächst 600 Meter hinunter nach Sonntag, dann müssen wir erstmal wieder etwas hochfahren. Erst in St. Gerold kommt die restliche Abfahrt. In Thüringen im Tal lassen wir ausrollen, von dort aus führt eine - zunächst teilweise nagelneue - Fahrradroute über eigene Wege quer durch ein Wohngebiet, dann durch Felder und später an der Ill entlang. Wir können nochmals so richtig aufdrehen und kurze Zeit später sind wir in Bludenz. Der Heimweg bleibt zum Glück trocken, obwohl es beim Abendessen fleißig geregnet hat, und wir gehen direkt schlafen. Kurz darauf prasselt es erneut, diesmal stundenlang, auf unser Zelt, aber wir liegen darin warm und trocken in unseren kuscheligen Schlafsäcken. Sabine träumt von Wetterkatastrophen auf dem Campingplatz.
VON BÜRS NACH GASCHURN Fahrzeit: 2,75 Std. - km: 34 - hm: 486 Am Morgen hat sich nichts verändert: es regnet. Wir gehen im Zimba-Center shoppen, nachdem wir im Camping-Kiosk spartanisch gefrühstückt haben. Zurück auf dem Platz hört es auf zu regnen. Wir trocknen das Zelt (halbwegs) und bepacken die Räder. Los geht‘s! Es sind nur zehn Kilometer bis Schruns und es sieht nach Wetterbesserung aus. Wir biegen ins Ortszentrum von Schruns ab und nehmen eine Erfrischung draußen vor der „Taube“ ein. Dort wird es allerdings zunehmend kühler und als wir bezahlt haben und die Räder besteigen, sind wir eisekalt. Der Radweg nach Gaschurn ist schnell wiedergefunden und wir sind fast allein auf dem Weg, der meist abseits der Hauptstraße über Nebenstraßen läuft. Es ist feucht und kühl, manchmal nieselt es. Der Weg ist gnädig und verschont uns heute vor allzu strengen Steigungen. Um 16 Uhr erreichen wir Gaschurn, die südlichste Gemeinde im Vorarlberg, und buchen vier Sterne im Hotel „Rössle - Zur Post“. Hier gibt es einen Balkon am Zimmer, den wir für unsere große Wäsche gut gebrauchen können. Das Schwimmbad im Hotel verschmähen wir, es ist eh zu voll. Stattdessen machen wir noch einen kleinen Dorfrundgang (viel ist hier nicht zu sehen) und essen danach im hoteleigenen Restaurant zu Abend.
Mittwoch, 28.7.2010 VON GASCHURN NACH ISCHGL Fahrzeit: 3,0 Std. - km: 41 - hm: 1.050 Beim Frühstück dürfen wir den Tisch nicht - wie sonst üblich - frei auswählen, sondern bekommen nach Rücksprache einen Tisch zugewiesen. Die Sonne kommt hervor, die Hälfte unserer Wäsche ist sogar ganz trocken geworden, den Rest müssen wir wahrscheinlich später nochmals waschen. Im kurzärmeligen Shirt verlassen wir Gaschurn auf dem Radweg, teilweise abseits der Straße, und passieren kurz darauf den Ortsteil Partenen. Direkt am Lift der Vermuntbahn befindet sich die längste gerade Treppe Europas, welche über 4.000 Stufen und 700 Höhenmeter zur Bergstation führt. Mit Steigungen von bis zu 85 % ist sie für viele Sportler sicher eine Herausforderung, wir sehen sie uns nur von unten her an. Direkt hinter Partenen geht es bergauf, an der Mautstelle werden wir durchgewunken. Es herrscht zwar nicht viel Verkehr, aber ab und an überholt uns ein Bus, was besonders in Kehren nicht ganz ungefährlich ist. Kehren haben wir übrigens 32 vor uns, sie sind durchnummeriert. Bei 21°C und bewölktem Himmel geht der Anstieg flott voran. Hin und wieder machen wir eine Fotopause und sind erstaunt, daß der bewältigte Anstieg von oben größer aussieht, als wenn wir ihn vor uns haben. Auf der Strecke sehen wir einige Rennradler und ein paar Mountainbiker, aber wir sind die einzigen mit Gepäck. Zwischendurch weiden immer wieder Kühe am Fahrbahnrand, die gern auch mal mitten auf der Straße stehen. Als wir an einer Parkbucht anhalten, in der auch ein holländischer Reisebus steht, werden wir wie Zootiere begafft. Eine Frau läßt sich sogar mit uns fotografieren. Wir erreichen den unteren Vermuntstausee und die Temperatur liegt nur noch bei 12°C. Wir ziehen uns erstmal etwas über. Weiter geht es dann in die letzten Kehren, etwa 300 Höhenmeter warten noch auf uns. Leider hat es jetzt auch zu regnen begonnen. Die Temperatur ist auf 8°C gesunken. Endlich haben wir auch den letzten, kurzen Aufstieg geschafft und gönnen uns eine warme Suppe im Restaurant. Anschließend fahren wir mit einem weiteren Radfahrerpärchen die rasante Abfahrt hinab, im Regen und bei 8°C frieren unsere Beine ein wenig. Die Orte Galtür und Mathon durchfliegen wir einfach und endlich sehen wir unser Etappenziel: Ischgl. Im „Silvretta-Sporthotel“, direkt über dem „Kuhstall“, finden wir ein gemütliches Zimmer. Nach einem kurzen und feuchten Spaziergang durch Yscla (= Au am Wasser, der alte rätoromanische Name von Ischgl) essen wir in der Hotel-Pizzeria „Bära-Fälla“ lecker zu Abend.
Donnerstag, 29.7.2010 VON ISCHGL NACH PFUNDS Fahrzeit: 3,75 Std. - km: 64 - hm: 491 Im Winter ist Ischgl ein Schneeloch, im Sommer macht sich das durch Dauerregen bemerkbar. Wir räumen gaaanz laaangsam auf und packen. Das Frühstück bietet uns Brötchen, die den Namen nicht verdient haben. Egal, wir belegen sie eben doppelt. Die Abfahrt bis Landeck zieht sich ganz schön. Es ist zwar bestimmt eine landschaftlich schöne Tour, die zudem nur bergab geht, aber bei Bindfadenregen und 10°C relativiert sich die Schönheit. Bei Lochau sind viele Bagger und Kipper damit beschäftigt, die von einer Riesenmure verschüttete Straße freizulegen. In Landeck geschieht das Wunder: es hört auf zu regnen. Wir trauen dem Braten aber nicht und lassen die Regenjacken am Mann. Der Radweg am Inn ist nicht leicht zu finden, ein Mann hilft uns freundlicherweise. Der Weg am Fluß entlang ist ein heiteres bergauf-bergab und gar nicht soo bequem zu fahren. Aber einsam und wirklich schön gelegen. Die Beschilderung ist diesmal super, da kann nix passieren. Als Klaus seine Regenjacke auszieht, beginnt es noch einmal kurz zu regnen. Wenigstens so lange, bis er die Jacke wieder an hat. In Prutz zeigt sich ein fast freundlicher Himmel und wir dürfen tatsächlich beide die Jacken ausziehen. Der Radweg führt jetzt weitgehend über wenig bis gar nicht befahrene Nebenstraßen. Es handelt sich um die Römerstraße „Via Claudia Augusta“. Das bewaldete und enge Tal des Inn hat sich inzwischen zu einem breiten, grünen Tal geweitet, in dem verstreut die Dörfer liegen. Als wir Pfunds erreichen, scheint sogar die Sonne. Bei 19°C werden die Pullis weggepackt, es geht kurzärmelig weiter. Der Campingplatz ist leider nur ein verwaister Acker, also mieten wir uns direkt gegenüber in der „Traube“ ein. Anschließend machen wir einen Bummel durch den Ort, in dem uns die schönen Fassadenmalereien an den alten und teilweise sehr großen Häusern auffallen. Das Essen in der „Traube“ ist vorzüglich: Vorspeise, Hauptgericht und Dessert waren wirklich vom allerfeinsten und haben so toll geschmeckt, daß wir so gut wie keine Reste übrig lassen, obwohl wir eigentlich schon satt sind. Die Bedienung ist super organisiert und freundlich.
Freitag, 30.7.2010 VON PFUNDS NACH SCUOL Fahrzeit: 3,0 Std. - km: 40 - hm: 618 Ein ungewöhnlicher Anblick bietet sich uns durch das Hotelfenster: es ist trocken und die Bewölkung sieht nicht garstig aus. Nach dem Frühstück holen wir die Räder aus der Tiefgarage und fahren über die Brücke wieder auf den Radweg. Zunächst geht es über eine verkehrsarme Straße, später über einen Waldweg hoch zur Hauptstraße. Da hier kein Wegweiser steht, fahren wir die Straße hinauf. Sabine äußert ob des vielen Autoverkehrs, daß wir uns möglicherweise auf der Zufahrt zum Reschenpaß befinden. In einer kleinen Haltebucht bestätigt sich der Verdacht, als wir die Karte studieren. Also sausen wir die hundert Höhenmeter wieder hinunter und über die Brücke auf die andere Talseite, wo wir die alte Zollstelle zur Schweiz passieren. Wir bleiben auf der Höhe am südlichen Ufer des Inn (der hier „En“ heißt und dem Engadin seinen Namen gibt). Auf der anderen Talseite sehen wir die Dörfer Ramosch, Sent und einige kleinere auf den besonnten Wiesen thronen. Mittlerweile begegnen uns auch Radlergruppen und -paare. Der Weg ist jetzt fast ohne Steigung oder Gefälle. Hinter einem Campingplatz geht es durch einen dunklen Nadelwald, in dem verschiedene Kunstwerke aller Art ausgestellt sind: Holzplastiken, moderne Kunst und einige Gegenstände, die zumindest wir nicht zuordnen können. Aber eine gute Idee! Hinter Sent geht es am E-Werk vorbei und der Weg steigt noch einmal so richtig an. Dann erreichen wir den tcs-Campingplatz von Scuol. Da wir noch keine Franken haben, müssen wir kurz hoch in die Stadt zum Automaten. Dabei fallen uns etliche Hotels ins Auge, die bestimmt vor Jahren einmal sehr schön und erfolgreich waren, aber jetzt nur noch den vergangenen Glanz des Heilbades zeigen. In Scoul (früher auch Schuls) gibt es in der unten gelegenen Altstadt auch sehr viele Häuser mit Fassadenmalereien. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, machen wir eine kleine Stadtbesichtigung und kaufen für das Abendessen ein, da uns die verbliebenen Hotelrestaurants nicht zusagen. Zu spät haben wir das Stadtzentrum gefunden, in dem es auch einige Restaurants gibt. Also essen wir in der untergehenden Sonne vorm Zelt zu Abend und lassen uns noch ein wenig wärmen.
Samstag, 31.7.2010 VON SCUOL NACH ZERNEZ Fahrzeit: 3,5 Std. - km: 37 - hm: 828 Die Nacht ist kalt - zu kalt für Sabines Schlafsack, und erst recht für Sabine selbst. Bei so kalten Füßen ist an Schlaf kaum zu denken, bis Klaus hilft und wärmt. Am Morgen gibt es Kaffee in der Campingplatzbar, aber kein Frühstück. Also fahren wir nach der Packorgie zunächst bei VOLG vorbei und kaufen Brötchen und Salami. Die verspeisen wir am Ortsrand auf einer Bank. Danach geht‘s bergauf nach Ftan. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm, aber die Steigung ist nicht von schlechten Eltern. Die Straße ist wenig befahren, nur der Bus kommt im 10-Minuten-Takt. Nach 400 Höhenmetern ist es geschafft, der kleine verschlafene Ort liegt vor uns. Richtig belebt ist nur die Bushaltestelle (daher der ständige Busverkehr!) und ein Restaurant, was wir ausfindig machen. Dort gönnen wir uns ein Eis und Getränke im Garten des Hotels. Wir brausen wieder 200 Höhenmeter bergab, tolle Abfahrt mit Panorama nach Ardez, um sofort wieder hoch über Bos-Cha nach Guarda zu fahren. Dort ist Dorffest, alles ist auf den Beinen, jede Menge Besucher und Musik. Das alles kann uns jedoch nicht lange fesseln, wir sausen hinunter über Schotterwege nach Lavin. Laut Karte bleiben wir immer am Fluß, in Wirklichkeit geht‘s auf und ab und auf und ab über Schotter durch den Wald. Den ganzen Tag scheint die Sonne und läßt uns die Fahrt genießen. Als wir in Zernez ankommen, sehen wir schon vom oberhalb gelegenen Weg einen Campingplatz. Dort bauen wir kurz das Zelt auf, duschen und gehen im Städtchen im Hotel „Alpina“ Capuns essen. Als Digestif bestellen wir Averna, der dort in Eimern serviert wird. So können wir den in der vorigen Nacht versäumten Schlaf leicht nachholen.
Sonntag, 1.8.2010 VON ZERNEZ NACH FILISUR Fahrzeit: 4,25 Std. - km: 57 - hm: 1.003 Trotz Nationalfeiertag bekommen wir auf dem Campingplatz ein leckeres Frühstück mit Marmelade. Die Sonne brennt schon heiß vom Himmel, als wir gegen 10 Uhr den Platz verlassen. Wir fahren durch den Ort auf die Route 6 und sofort geht es über einen Feldweg hoch in den schattigen Forst. Durchgehend rollen wir über eine Schotterpiste, meistens ordentlich bergauf, immer im Wald. Zwischendurch ist mal ein Stück des Weges asphaltiert, dann kommt wieder Schotter. In Höhe s‘Chanf sind der Bahnhof und ein Restaurant ausgeschildert, aber für eine Pause ist es uns noch zu früh. Wir überholen ein deutsches Radfahrerpaar, nur um kurz danach bei einem kurzen Stopp wieder von ihnen überholt zu werden. Später fahren wir erneut an ihnen vorbei, als sie eine Rast einlegen. Kurz vor Madulain passieren wir einen riesigen Golfplatz, der sehr gut besucht ist. Golfplätze gibt es in dieser Gegend erstaunlich viele. Mittlerweile ist es fast flach und wir erreichen La Punt. Lokalitäten sind hier nicht vorhanden, nur eine Pizzeria und die öffnet erst am Nachmittag. Also versorgen wir uns an der Tankstelle mit Flüssigkeit und machen uns an den Anstieg zum Paß. Die Sonne ist ziemlich unbarmherzig und wir schleichen schwitzend durch die ersten Serpentinen. Außer uns sind reichlich Motorradfahrer unterwegs, einige von ihnen verwechseln leider die beschauliche Straße mit einer Rennstrecke. Ab und zu überholen uns Rennradfahrer, aber viel schneller sind die bei diesen Temperaturen auch nicht. Nachdem wir die letzten Kehren und auch die Baumgrenze überwunden haben, wird die Steigung moderat und auf einmal können wir das Hospiz sehen. Bis dort ist das Tal weit und sehr karg, die Schatten der Wolken werfen Muster auf den Fels und die mageren Wiesen. Oben angekommen, trinken wir nach dem obligatorischen Paß-Foto ein Radler und sind erstaunt, daß 15 Minuten später das Pärchen aus dem Wald auch hier oben ankommt. Wir unterhalten uns eine Weile (sie sind auch ohne festen Plan unterwegs wie wir) und dann geht die Sause los. 1.200 Meter Abstieg durch schöne Serpentinen, manchmal sehr schmale Straße, vorbei auch an den Viadukten der Rhätischen Eisenbahn. In Bergün ist reichlich etwas los, leider fährt auch der gesamte Paß-Verkehr durch den Ort. Hier würde eine Umgehungsstraße sicher gut ankommen. Kurz nach Filisur ist ein Campingplatz ausgeschildert, direkt am Waldrand. Wir checken ein, wobei wir freundlich bedient werden und alle vorhandenen Touristeninfos ausgehändigt bekommen. Nach dem Aufbauen genießen wir auf der Decke vor dem Zelt die Sonne, bevor wir uns zum angeschlossenen Restaurant begeben. Das Campingplatzrestaurant bietet eine kleine und feine Karte und wir bekommen richtig tolles Essen. Anschließend kommen wir mit den beiden Platzinhabern ins Gespräch. Roman ist der Koch des Restaurants, es ist erstaunlich, was er in der kleinen Küche alles zaubert. Sehr empfehlenswert! www.campingislas.ch
Montag, 2.8.2010 VON FILISUR NACH CHUR Fahrzeit: 3 Std. - km: 42 - hm: 683 Am Morgen Regen. Roman tröstet uns mit einem leckeren Frühstück, wir packen und starten. Ein schöner Weg durch den Wald und durch Wiesen an der Albula entlang, nachher ein Stück Straße bis Tiefencastel. Dort kaufen wir bei VOLG ein und stellen beim Herauskommen fest, daß es aus Eimern regnet. Zudem ist die Straße, über die wir bis zum Abzweig nach Lenzerheide entlang fahren würden, so stark frequentiert, daß es sich staut. Leider haben wir in Surava den Abzweig nach Lenz über Brienz verpaßt. Wir warten eine Weile, ob es eventuell zu regnen aufhört. Es wird tatsächlich weniger und wir beenden unsere Rast. An der Kreuzung war ein Unfall, deswegen der Stau. Aber all die Autos wollen in Richtung Autobahn, kaum jemand mit uns nach Lenzerheide. Schon bald hört es komplett auf zu regnen, wir ziehen die Jacken aus. Die Wolken reißen langsam auf und die Straße wird gut befahrbar, sehr moderate Steigung. Immer wieder durchqueren wir dichte Nebelbänke, bevor die Wolken ganz aufreißen. In Lenz wird es dann etwas steiler, aber schon bald fahren wir durch ein fast ebenes Hochtal und können, wenn es die Wolken zulassen, das Rothorn und die anderen Berge sehen. Hinter Lenzerheide sind drei hübsche Seen und viele Menschen unterwegs. In Parpan machen wir eine kurze Pause, leider gibt es auf diesem Paß kein „Trophäenschild“, vor dem wir uns fotografieren können. Was nun folgt, ist eine der schönsten Abfahrten in unserem Urlaub. Von 1.500 auf 650 Meter nach Chur erreichen wir neue Geschwindigkeitsrekorde. In Chur, dem Hauptort des Kantons Graubünden, finden wir schnell den Campingplatz, eine halbe Stunde später steht das Zelt. Es ist stark windig und zieht sich langsam zu. Als wir zu Fuß in die Innenstadt gehen, ist es noch trocken, aber später regnet es und wir haben die Regenhüte vergessen. Nach einem guten Essen beim Italiener marschieren wir die etwa zwei Kilometer durch strömenden Regen nach Hause zum Zelt. Danach tut die heiße Dusche gut, bevor wir im Zelt liegen und hoffen, während der Nacht trocken zu bleiben.
Dienstag, 3.8.2010 VON CHUR NACH GRABS Fahrzeit: 3 Std. - km: 50 - hm: 225 Wir sind trocken geblieben, irgendwann in der Nacht hat der Regen aufgehört. Um uns herum ist die Wiese zwar matschig und das Zelt ist untenherum alles andere als sauber, aber andere haben mehr Pech gehabt. Sie standen entweder in Regenpfützen oder ihre Zelte waren undicht, etliche Mädels einer Jugendgruppe haben auf dem Fußboden in den Damentoiletten übernachtet. Nach einem Frühstück im Campingplatzrestaurant bauen wir ab und packen heute alles mal feucht ein. Ein Zeltnachbar hilft uns mit Olivenöl aus, als wir das Fahrradschloß nicht aufbekommen. Bei aufklarendem Himmel radeln wir gemütlich durch Maisfelder die Route 2 entlang in Richtung Sargans.Auf dieser Strecke, die abwechselnd durch Gewerbegebiete, Wald- und Feldwege führt, treffen wir wieder auf mehr Fahrradverkehr, hier ist es ja auch flach. Kurz hinter Zizers treffen wir am neuen „Alpenrhein-Outlet-Center“ auf die Straße, um kurz danach rechts abzubiegen. Hier geht es jetzt eine ganze Weile an der Landquart, einem nur durch gezielte Dämmung zu bändigenden Fluß, entlang, der unweit hinter uns in den Rhein mündet. Hinter einer Brücke erreichen wir Malans. Das Wetter könnte man mittlerweile fast sonnig nennen. Eine kleine Steigung führt uns vorbei an der Talstation der Älpli-Bahn. Ein kühles Bier trinken wir im Gasthof „Zur Bündte“ am Ortsausgang von Jenins. Von der Terrasse aus bietet sich ein schöner Blick auf das Tal und die umgebenden Berge über Bad Ragaz. Weiter geht es, langsam abwärts durch die Weinberge über Maienfeld nach Fläsch und kurz darauf über eine wenig befahrene Landstraße an den Rhein. Hinter der Brücke biegen wir ab in Richtung Sargans/Buchs. Nach einigen Kilometern wird uns der auf dem Rheindamm herrschende Gegenwind zu stark und wir fahren in Höhe Trübbach auf die Bahnroute, die fast ständig an der Eisenbahntrasse entlang führt. An Weite und Sevelen vorbei kommen wir eine dreiviertel Stunde später in Buchs an. Im COOP erstehen wir schon den Proviant für morgen und suchen das Hotel „Taucher“, welches wir aus dem Vorjahr kennen, in Werdenberg auf. Leider ist sowohl hier als auch im Landgasthof kein Zimmer mehr zu bekommen, weil gerade die Werdenberger Schloßfestspiele stattfinden. Schlimm ist es nicht, weil wir hier ohnehin schon einmal waren, also fahren wir noch drei Kilometer weiter und mieten uns im Hotel „Hirsch“ in Grabs ein. In der angeschlossenen Pizzeria essen wir sehr lecker zu Abend. Das Essen ist hervorragend und der Service sehr gut. Wir wundern uns, daß es in dem kleinen Ort so viele Menschen gibt, die hier einkehren. Scheint ein Geheimtip zu sein! Der Wirt und Koch bietet uns eine „kleine Probierpizza“ an, nachdem er uns erklärt hat, hier gäbe es die beste Pizza der Schweiz. Wir sind begeistert, die eigentlich viel zu große Pizza essen wir bis zum letzten Krümel auf, denn sie ist richtig klasse. Es ist wirklich eine der besten, die wir je gegessen haben.
Mittwoch, 4.8.2010 VON GRABS NACH APPENZELL Fahrzeit: 2,75 Std. - km: 41 - hm: 603 Nach einer sehr ruhigen Nacht scheint beim Aufwachen tatsächlich wieder die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Sabine hat sich allerdings etwas erkältet, daher überstürzen wir nichts und packen und frühstücken in Ruhe. Das Frühstück ist toll und wir bekommen sogar jeder eine eigene Tageszeitung dazu. Um zehn Uhr geht‘s los durch Felder und Wiesen. Obwohl wir den Weg diesmal andersherum befahren als in den Vorjahren, erkennen wir vieles wieder: Da ist z.B. die Hütte, in der wir uns im letzten Jahr vor dem Regen untergestellt haben oder der große Baum, der beim Holzhändler steht. In Oberriet holen wir Geld und zweigen von der nationalen Route ab nach Eichberg. Es geht nun bergauf, vorbei an unserer Vor-vorjahresunterkunft „Schlafen im Stroh“. Danach wird es richtig steil und die Straße auch schmaler. Es ist relativ wenig Verkehr hier. Oberhalb von Eichberg ist ein Jugend-Ferienheim und danach nur noch Wald und die schmale, steile Straße. Hinter jeder Kurve eine neue Steigung. Irgendwann bei ca. 900 hm ist dann aber Schluß damit, der Wald weicht grünen Almwiesen und es wird flacher. Schon bald sehen wir Appenzell und riechen nichts als frisch gejauchte Wiesen. Der Hauptort des Kantons Appenzell Innerrhoden entpuppt sich als Touristenmeile voller Menschen sowie Käse- und Andenkenläden. Wir durchqueren die Fußgängerzone und kehren für einen Imbiß in einem Gartenlokal ein. Danach suchen wir den ausgeschilderten Campingplatz, aber der scheint am Ende der Welt hoch oben am Berg, meilenweit von der Stadt entfernt zu sein. Das gefällt uns nicht und wir beschließen, ein Hotel zu suchen. Das ist auch nicht so einfach. Das erste ist uns zu teuer, das zweite ausgebucht und das dritte hat erst eine Stunde später geöffnet. Wir wollen die Wartezeit ausnutzen und eine weitere Übernachtungsmöglichkeit aufsuchen: Hotel Freudenberg. Die Beschilderung führt uns aus dem Ort heraus und endet in einer unglaublich steilen Zufahrt. Diese quälen wir uns auch noch hoch, um danach vor einem verschlossenen Hotel zu stehen. Über zwei aufgeführte Telefonnummern ist nur eine Mailbox erreichbar und wir sind ratlos. Ein junger Mann, der währenddessen auf der Terrasse Inliner fuhr, hilft uns und ruft den Chef. Er zeigt uns das einzig verfügbare Zimmer im 3. Stock, das wir sofort buchen. Toller Ausblick auf die umliegenden Berge und Appenzell, riesiges (4-Bett-)Zimmer und kostenloses W-LAN, Balkon. Was für ein Glück! Es ist noch früh am Tag, also machen wir noch einen Stadtbummel, wo wir bei einer Erfrischung vor einem Café vorbeiziehende Touristen anschauen. Danach gehen wir im Gasthof „Traube“ essen. Am Abend genießen wir die tolle Aussicht auf die Berge im Sonnenuntergang. Auf dem Balkon sitzen wir wind- und wettergeschützt, ein schöner Tagesausklang. Kaum zu glauben, daß es laut Wetterbericht morgen wieder regnen soll.
Donnerstag, 5.8.2010 VON APPENZELL NACH WATTWIL Fahrzeit: 2,5 Std. - km: 34 - hm: 582 Es regnet - wie angekündigt - Bindfäden. Beim Frühstücken stört uns das noch nicht, doch als wir die lange Hotelauffahrt hinuntersausen, schneiden uns harte Tropfen ins Gesicht. Wir fahren auf der Route 4 moderat bergauf, bis wir Gontenbad erreichen, dann wieder hinunter. In Höhe Jakobsbad (hier wäre gestern der nächste Campingplatz gewesen) hat Sabine einen Platten. Eine dicke Krampe steckt im Vorderreifen. Wir stellen fest, daß ein Schlauchwechsel bei Regen viel schneller vonstatten geht als sonst. In Urnäsch besuchen wir COOP und ziehen die langen Handschuhe an sowie bedauernde Blicke von Passanten auf uns. Es ist nämlich nicht nur naß, sondern auch kalt - fies kalt. Hinter dem Ortsausgang zweigt die Route nach rechts ab, 230 hm hoch auf 2,5 km, immer vorbei an grünen Wiesen und kleinen Höfen, an einigen wird Appenzeller Käse angeboten. Wir ziehen vorüber, denn es hört nicht auf zu regnen und es sind gerade mal 10°C, was nicht zu unserem Wohlbefinden beiträgt. Deshalb wollen wir nicht weiter fahren als bis Wattwil und das möglichst schnell. Obwohl die Landschaft selbst bei diesem Wetter einfach malerisch aussieht. Von Hochhamm geht es zügig bergab nach Bächli, hier beginnt der nächste kurze Anstieg, 200 hm auf 2 km, nach Hembach. Die letzte Abfahrt ist dann ziemlich steil und die Bremsen würden bei schönerem Wetter heißlaufen. Die ganze Strecke entlang begegnen uns fast keine Autos. Wahrscheinlich liegt es am Wetter. Endlich sind wir in Wattwil, die Stadt sieht auf den ersten Blick nicht besonders eindrucksvoll aus, viele Brachgrundstücke und Fabrikruinen zeugen davon, daß hier einmal eine große Textilindustrie ansässig war. Im Augenblick ist uns aber nur eins wichtig: ein Hotel! Am großen Bahnhof folgen wir der Beschilderung zum Hotel „Löwen“. Hier werden wir freundlich empfangen, wir sind auch nicht die ersten „Durchnäßten“ heute. Die Räder in die Garage, die nassen Klamotten in den Heizungskeller und wir unter die heiße Dusche - schöön! Nachdem wir wieder einigermaßen trocken sind, machen wir uns zu Fuß auf zu einem Stadtrundgang. Manche Leute sehen uns wegen unserer grellen Regenjacken und der Regenhüte komisch an, aber Hauptsache, wir werden nicht wieder so naß. Die Stadt hat sicher früher eine bessere Zeit gehabt, aber das scheint wirklich seit einigen Jahren vorbei zu sein. Viele Häuser sind heruntergekommen, etliche Geschäfte und Hotels geschlossen und es herrscht starker Durchgangsverkehr. Nur in der Innenstadt gibt es noch Geschäfte. Unser Hotel ist anscheinend das einzige, welches zur Zeit geöffnet hat. Deshalb wollen wir hier auch essen, denn denn ein Restaurant haben wir nirgendwo gesehen und die Alternative wäre nur die Kebab-Bude. Das Essen ist wirklich prima und das Restaurant ist recht gut besucht. Als wir hoch aufs Zimmer gehen, regnet es draußen immer noch.
Freitag, 6.8.2010 VON WATTWIL NACH KONSTANZ Fahrzeit: 4,25 Std. - km: 71 - hm: 499 Am nächsten Morgen ist es zwar noch bedeckt, aber immerhin regnet es nicht mehr. Kurz vor zehn sitzen wir bereits wieder auf dem Rad für unsere letzte Etappe in diesem Urlaub. Es geht von Wattwil über Lichtensteig nach Wil und dann über Bischofszell und Amriswil in Richtung Konstanz. Zu Beginn führt der Weg auf und ab durch Höfe und Wiesen, oberhalb der Thur.Zwischendurch wird es heller und sonnig. Vor Wil treffen wir auf die nationale Route 5, die immer noch an der Thur entlang führt, aber inzwischen flach und immer schnurgerade durch den Wald. Nach Bischofszell geht es kurz bergauf und wir machen dort in der schmucken Altstadt eine Pause. Bei der Weiterfahrt verändert sich die Landschaft, die Hügel werden zu gewellten Wiesenlandschaften, durch Feldwege und an Bauernhöfen vorbei führt der Weg Richtung Bodensee. Da wir wegen des Wochenendes den Bodenseeradweg meiden wollen, wählen wir die Route 55 durch die Obstfelder. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den See und es ist fast kein Betrieb. Schließlich führt auch dieser Weg bergab ans Seeufer, wir erreichen Kreuzlingen und passieren kurz darauf die Grenze. In Konstanz ist der Teufel los, das Wetter ist gut. Wir hatten unterwegs zwar noch zwei kleine Schauer und mußten die Regenjacken rausholen, aber jetzt scheint es trocken zu bleiben. Wir checken im Hotel „Graf Zeppelin“ ein und besichtigen die schöne, aber proppenvolle Stadt. Am Münsterplatz kehren wir ein, dort kann man schön draußen sitzen zum Abendessen. Straßenmusiker aller Kulör geben sich hier die Klinke in die Hand. Später gesellt sich noch ein Pärchen zu uns an den Tisch, mit dem wir im netten Gespräch den Abend verbringen.
Samstag, 7.8.2010 VON KONSTANZ NACH SOLINGEN Fahrzeit 1: 6,5 Std. - km: einige - hm: einige (Zugfahrt) Heute stehen wir bereits um sechs Uhr auf und packen nach dem Duschen direkt alles zusammen. Punkt sieben Uhr sitzen wir im Frühstücksraum, dessen Innendekoration noch aus alter Zeit stammt - sehr schön! Ansonsten ist das Hotel innen vollständig modernisiert. Zum Bahnhof ist es ein kurzer Weg um die Fußgängerzone herum, die Räder müssen wir mangels Aufzug wieder über die Treppe zum Bahnsteig hochtragen. Das Wetter ist herrlich, der Himmel blau. Zu schade zum Nachhausefahren. Ein Wagen der 2. Klasse fehlt bei unserem Zug, deshalb werden alle Passagiere, die dort reserviert haben, auf die Wagen der ersten Klasse verteilt, wir behalten aber das klimatisierte Abteil für uns allein. Die Fahrt zieht sich ein wenig, das lange unbewegliche Sitzen sind wir nicht mehr gewohnt. Als wir Bingen passieren, ist der Himmel schon eher weiß als blau und je näher wir der Heimat kommen, desto mehr zieht es sich zu, trotzdem scheint es draußen sehr warm zu sein. Kurz hinter Bonn nehmen wir unser Gepäck und machen uns auf die Wanderung durch den ganzen Zug bis zum Ende. In den meisten Wagen herrscht eine lethargische Ruhe und Temperaturen zwischen geschätzten 30°C und 40°C. In einem Wagen feiert eine Horde junger Männer mit Bier, denen macht die Hitze wohl nichts aus. Der wärmste Wagen ist der mit den Radfahrern und ihren Fahrzeugen. Dort hätten auch wir gesessen, wenn wir 2. Klasse gefahren wären. Der Umstieg in Köln in den nächsten IC gestaltet sich problemlos, weil wir beim Bahnsteigwechsel die Aufzüge benutzen können. In Ohligs, dem Solinger Hauptbahnhof, geht das mangels Aufzug nicht, dort müssen wir wieder tragen. Als wir die Räder am Ausgang Sauerbreystraße ebenfalls hochtragen wollen, bieten sich ein paar junge Punks an, zu helfen. Die restlichen paar Kilometer bis nach Hause können wir noch bei Sonne genießen, später am Abend beginnen die ersten Regenschauer. Haben wir die mitgebracht?
Technische Daten: Gesamtstrecke: ca. 650 km - Höhenmeter: ca. 9.000 - Fahrtage: 14 Fazit: Wettermäßig haben wir in den letzten Jahren immer sehr viel Glück gehabt, deswegen beschweren wir uns jetzt nicht über den diesjährigen Regen, welcher uns an manchen Tage plagte.
Noch ein paar Fotos zum Schluß:
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